Die Küstenvegetation Neuseelands

Einleitung

Innerhalb des Projektes stehen Pflanzenassoziationen der Salzmarschen, Küstendünen und Spülsäume Neuseelands im Vordergrund. Eingehende vegetationskundliche Untersuchungen der Küstenvegetation auf der Nordhemisphäre liegen von europäischen Küsten bereits in großer Zahl vor. Im Gegensatz dazu wurden bisher in Nordamerika und Japan wenige, zumeist nur punktuelle Untersuchungen durchgeführt (OHBA, MIYAWAKI & TÜXEN 1973, THANNHEISER 1981, 1987, 1988, 1991 und 1994a). Dennoch können die Küstengebiete der Nordhemisphäre pflanzensoziologisch als mehr oder weniger repräsentativ nach der Methode von BRAUN-BLANQUET (1964) erfasst gelten. Dies trifft für die Südhemisphäre nicht zu. Bislang liegt lediglich die Arbeit von KOHLER (1970) über die Küstendünenvegetation Chiles für den Bereich der Südhemisphäre vor.

Aufgabenstellung

Ziel des Projektes ist es, die Wissenslücken um die Küstengesellschaften Neuseelands. Dabei steht neben der großräumigen Erfassung auch die Ermittlung der bestimmenden abiotischen Parameter im Vordergrund. Bisherige Arbeiten zu dieser Thematik haben sich entweder mit dem Arteninventar der Seemarschen und Küstendünen beschäftigt oder auf lokale und damit kleinräumige pflanzensoziologische Studien beschränkt (z.B. KING et al. 1990, ROBERTSON et al. 1991; SMITH et al. 1985, SYKES & WILSON 1987 und SYKES & WILSON 1991). Einen ersten Versuch der großräumigen Beschreibung der Küstenvegetation Neuseelands bildet die Arbeit von THANNHEISER & HOLLAND (1994). Als weiteres Ziel des Projektes sollen Vergleiche mit den Gesellschaften der Nordhemisphäre gezogen werden. So werden die Küstenpflanzen der nördlichen Hemisphäre dem Florenreich der Holarktis zugeordnet, so dass es nicht verwunderlich ist, dass viele Vegetationseinheiten über große Gebiete sich ähneln. Im Gegensatz dazu gehören die Küstenpflanzen der Südhemisphäre zu verschiedenen Florenreichen, welches sich botanisch in einer größeren Heterogenität der Assoziationen widerspiegelt. Ursache dafür ist der hohe Anteil von eingeführten Arten an der neuseeländischen Flora, welcher durchschnittlich 45% (WARDLE 1991) beträgt. Diese prozentuale Verhältnis gilt auch für die neuseeländischen Salzmarschen, bei den Küstendünen und insbesondere den Spülsäumen werden jedoch weit höhere Anteile erreicht (HAACKS 2001). Die eingeführten Arten verändern die einheimische natürliche Vegetation und verdrängen einzelne Arten. Die Erfassung der Küstenvegetation ist somit auch aus Sicht des Naturschutzes von Interesse.

Methodik

In mehrmonatigen Studienaufenthalten wurden die Küstengesellschaften und Neuseelands nach der Methodik von BRAUN-BLANQUET untersucht, um eine Vergleichbarkeit der bislang vorliegenden Arbeiten der Nordhemisphäre zu gewährleisten. Neben diesem klassischen pflanzensoziologischen Ansatz, werden die aufgenommenen Bestände zusätzlich multivariat mittels Clusteranalysen hierarchisch geordnet. Dazu werden die statistischen Software-Pakete MVSP und Canoco verwendet. Darüber hinaus werden ökologische Faktoren, wie Salz- und Carbonatgehalt, pH-Wert sowie Substrat aufgenommen und mit den ermittelten Assoziationen über eine direkten Gradientenanalyse (DCA und CCA) multivariat in Beziehung gesetzt. Aufgrund der Nord-Süd-Erstreckung über mehrere Breitengrade, prägen verschiedene großklimatische Verhältnisse in unterschiedlicher Weise das Untersuchungsgebiet. So reicht das Untersuchungsareal von der subtropischen bis zur kühl gemäßigten Zone. Die Assoziationen werden mit allgemeinen Klimadaten ebenfalls in Beziehung gesetzt, um Einflüsse des Klimas auf die Küstenvegetation herauszuarbeiten. Zur kartographisch-visuellen Darstellung werden sämtliche Daten in das Geographische Informationssystem (GIS) ArcView integriert.

Küstendünen

Im Gegensatz zu den Küstendünen Mitteleuropas lässt sich bei den und neuseeländischen Küstendünen eine regelmäßige Abfolge von Primär-, Sekundär- und Tertiärdünen pflanzensoziologisch nicht herausarbeiten. Im natürlichen Zustand sind morphologisch die Dünengenerationen nicht klar getrennt, sondern gehen ineinander über. Die Gründe hierfür liegen u.a. in der fehlenden marinen Sandzufuhr. Es lässt sich jedoch physiognomisch und pflanzensoziologisch ein Dünenprofil ausscheiden:

  • Zone des flach überspülten, spärlich bewachsenen flachen Vorstrandes mit Spülsaumarten (Cakile-Arten)
  • Zone der Vor- und Hauptdünen, die von einheimischen Sandbindern, wie Spinifex sericeus und Desmoschoenus spiralis oder dem eingeführten Strandhafer (Ammophila arenaria) locker bewachsen sind
  • Zone der Hinterdünen (festgelegte Flugsanddecken, die von immergrünen Sträuchern und Heiden eingenommen werden

Weiterhin von Interesse ist das Sauergras Desmoschoenus spiralis , das in Neuseeland endemisch in Küstendünen vorkommt und z.T. eine eigene Vordünengesellschaft bildet.

Vordünengesellschaft aus Desmoschoenus spiralis und Austrofestuca littoralis (10.02.00 Smoky Beach, Stewart Isla

Samolus repens (J.R. et G.Forst.) Pers. 1805 (Foto: M. Haacks)

Salzmarschen

Im Gegensatz zur Nordhemisphäre sind die Salzmarschen Neuseelands (wie auch die Australiens) nicht von Gräsern dominiert. Es kommt daher nicht zur Ausbildung dichter rasen, weswegen der Begriff Salzmarsch statt Salzwiese Anwendung findet. Bei der Differenzierung der Salzmarschen ist eine physiognomische Unterscheidung klar zu erkennen: eine niedrigwüchsige Salzmarschen-Vegetation, mit den typischen Vetretern Sarcocornia quinqueflora, Samolus repens und Selliera radicans und einen hochwüchsige strauch- und binsenartigen Vegetationstypus mit Juncus kraussii ssp. australiensis. Die für Mitteleuropa bestehende Einteilung der Salzwiesen in Verlandungsbereich, untere und obere Salzwiese trifft in Neuseeland nur im Uferbereich der Ästuare zu. Diese Zonierung wird in der neuseeländischen Literatur als untere, mittlere und höhere Marsch bezeichnet (WARDLE 1991). Auffallend ist die relativ große Anzahl verschiedener Pflanzengesellschaften, die mosaikartig miteinander verzahnt vorkommen. Im Gegensatz zu den Salzwiesen-Gesellschaften der Nordhemisphäre , sind die Bestände Neuseelands sehr artenarm und zu einen großen Teil aus ein oder zwei Arten aufgebaut. Diese Artenarmut trifft übrigens auch für die Salzmarschen Australiens zu (ADAM 1981).

Im Mai 2002 wurde die Promotion mit der Disputation abgeschlossen.

Die Arbeit ist in der Schriftenreihe der Geographischen Gesellschaft als Band 95 im Jahr 2003 erschienen und kann dort auch erworben werden.