Untersuchungen zu Heuschreckengemeinschaften auf urbanen Brachflächen innerhalb der Freien und Hansestadt Hamburg

Inhalt der Studie, die als Diplomarbeit am Biozentrum Grindel und Zoologisches Museum der Universität Hamburg angefertigt wurde, war die Untersuchung von Heuschreckengemeinschaften auf städtischen Brachflächen innerhalb des Stadtgebietes Hamburgs. Dabei wurden 18 trockene Brachflächen verschiedenen Alters und Struktur mit insgesamt 48 Probepunkten untersucht. Die Probeflächen sind entlang eines Transektes von Rissen im Westen bis Lohbrügge im Osten Hamburgs angeordnet, die Probepunkte spannen sich dabei über eine Länge von ca. 26 km in west-östlicher und von ca. 11 km in nord-südlicher Richtung.

Die Heuschreckengemeinschaften wurden zum einen über die Indizes von Shannon-Weaver, Sörensen, Jaccard, Renkonen und Wainstein analysiert. Hinzu kommt die Bewertung anhand des Ensifera/Caelifera-Indexes. Über multivariate Analysen wurden die Heuschreckengemeinschaften über Cluster- und Diskriminanzanalysen bewertet und in einer direkten Gradientenanalyse mit den Umweltdaten verschnitten. Zudem wurde ein Mantel-Test zur Detektierung von räumlichen Gradienten durchgeführt.

Insgesamt konnten 16 Heuschreckenarten nachgewiesen werden, was 53,3 % der für Hamburg rezent nachgewiesenen 30 Heuschreckenarten Hamburgs entspricht.

Auf der derzeit bearbeiteten Roten Liste finden sich sechs Arten, wobei mit Platycleis albopunctata (Westliche Beißschrecke) ein Wiedernachweis für Hamburg erbracht werden konnte. Zur besseren großräumigen Einordnung werden die Einstufungen der Roten Listen der Bundesländer Schleswig-Holstein und Niedersachsen/Bremen sowie der Bundesrepublik Deutschland ebenfalls berücksichtigt.

Nach Auswertung der Cluster- und Diskriminanzanalyse lassen sich 4 Strukturtypen hinsichtlich der Heuschreckenzönosen ausscheiden:

  1. Initialstadium mit einer Vegetationsbedeckung von 20 – 85 % mit Chorthippus brunneus als einzige Art bzw. mit sehr wenigen Arten, von denen Chorthippus brunneus dominiert,
  2. kurzrasige, lückige Trockenflächen ohne nennenswerte Vertikalstrukturen,
  3. hochwüchsige Trockenfläche mit Vertikalstrukturen, wie z. B. Landreitgras und jungen Gehölzen (insbesondere Birke und Weiden),
  4. strukturreiche und in der Regel sehr alte Brachflächen mit intensiver Gehölzsukzession und einer Vegetationsbedeckung von 100%.

Zusammen mit den Dominanzberechnungen der einzelnen Probepunkte, können Charakter- und Differenzialarten der einzelnen Brachestadien identifiziert werden. So können Chorthippus brunneus und Chorthippus mollis als Charakterarten des Initialstadiums bezeichnet werden, die Habitate mit wenigen räumlichen ökologischen Nischen nahezu konkurrenzlos besiedeln können und in zahlreichen Probepunkten Eudominanz erreichen. Auch Chorthippus albomarginatus weist ein Potenzial zur Erstbesiedlung auf.

Als Differenzialart zwischen kurzrasiger und hochwüchsiger Trockenfläche kann Chorthippus biguttulus gelten, da das Auftreten von Vertikalstrukturen für diese Art maßgeblich ist.

Metrioptera roeselii ist als Charakterart der hochwüchsigen Trockenfläche zu betrachten, in denen die Vertikalstrukturen sehr ausgeprägt sind. Im weiteren Verlauf der Sukzession, insbesondere mit aufkommenden Gehölzen und ruderalen Hochstauden, bildet sich Tettigonia viridissima als Charakterart der strukturreichen – in der Regel älteren Brachen heraus.

Zudem bildet Myrmeleotettix maculatus eine Charakterart für Trockenrasen mit offenen und vegetationsfreien Bereichen.

Als bestimmend für die Heuschreckengemeinschaft werden über eine direkte Gradientenanalyse und eine schrittweise multiple Regression die Umweltfaktoren Vegetationshöhe, Alter, Vegetationsbedeckung, Größe der Flächen gleicher Habitatqualität sowie Niederschlag erkannt. Ein räumlicher Gradient der Heuschreckengemeinschaften kann dagegen nicht festgestellt werden.

Die nachgewiesenen Heuschreckenarten stehen in sehr hoher Übereinstimmung mit Untersuchungen zur Heuschreckenfauna aus anderen Städten. Darüber hinaus lassen sich Besonderheiten der Stadt Hamburg, wie z. B. das häufige Auftreten des Verkannten Grashüpfers (Chorthippus mollis) oder das Wiederauftreten der Westlichen Beißschrecke (Platycleis albopunctata) feststellen.